Im innigen Gebet und nach reiflicher Überlegung haben wir uns als orthodoxe
Bischöfe in Österreich dazu entschlossen, im Angesicht der herrschenden Pandemie
und nach dieswöchigen Gesprächen mit der österreichischen Bundesregierung
weiterreichende Maßnahmen zu ergreifen, die zum Schutz aller Menschen in
Österreich beitragen sollen. Wir sind uns des Ernstes der Lage bewusst und nehmen
mit dieser Verlautbarung unsere Verantwortung, sowohl gegenüber unseren
Gläubigen als auch gegenüber der österreichischen Gesellschaft, wahr. Gleichzeitig
betonen wir nachdrücklich, dass jeder Einzelne in der der Bewältigung dieser Krise
ein eigenes, großes Maß an Eigenverantwortung trägt. Wir fordern unsere Gläubigen
daher auf, sich dieser Verantwortung bewusst zu sein und entsprechend zu handeln.
Unsere Entscheidungen als Orthodoxe Kirche sind davon getragen, dass uns gerade
in Zeiten der Not Jesus Christus selbst auferlegt, für alle Menschen da zu sein und sie
nicht ihrem Schicksal zu überlassen. Das Gebot der Nächstenliebe lebten schon unsere
Vorgänger im geistlichen Amt in der Vergangenheit auch in Zeiten großer Gefahr, in
Kriegen, Epidemien und Naturkatastrophen. Im Geist unserer Vorgänger und in der
Tradition unserer Kirche bleiben wir daher auch in dieser Krise an der Seite unserer
Gläubigen und aller Menschen in Österreich und mit ihnen im Gebet verbunden.
Wir anerkennen und unterstützen vollinhaltlich und uneingeschränkt die bisherigen
Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung und der Behörden der Republik
Österreich und veröffentlichen hiermit auf Grund der bisherigen Gespräche in
gemeinsamer Entscheidung aller orthodoxen Kirchen in Österreich folgende weitere
Schritte:
1) Wir rufen alle orthodoxen Christen in Österreich dazu auf, sich ihrer
Verantwortung für das Wohl und die Gesundheit ihrer Mitmenschen, Freunde
und Familienangehörigen bewusst zu sein und den Erlässen, Entscheidungen
und Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung, sowie den Organen
der Republik Österreich unbedingt Folge zu leisten.
2) Weiters rufen wir dazu auf, zu jeder Zeit Ruhe und Besonnenheit zu bewahren
und auch allen zukünftigen Bestimmungen zu entsprechen.
3) Wir ersuchen alle unsere Gläubigen, in den nächsten Wochen so weit wie
möglich zu Hause zu bleiben und soziale Kontakte tunlichst zu vermeiden,
getreu dem Motto „Wir bleiben zu Hause und wirken betend“
4) Wir fordern im Besonderen alle älteren Menschen, (chronisch) Kranke, Kinder
und Familien mit Kleinkindern auf, zu Hause zu bleiben, um die Gefahr einer
Ansteckung möglichst zu vermeiden.
5) Insbesondere in dieser Zeit der besonderen Herausforderung laden wir das
gläubige Volk ein, jeden Abend um 20.00 Uhr füreinander und für die Kranken
zu beten, egal wo man sich gerade befindet, und so, wenn auch räumlich
getrennt, doch im Gebet vereint zu sein.
6) Wir fordern unsere Gläubigen mit Nachdruck dazu auf, in ihren jeweiligen,
lokalen Städten und Kirchengemeinden zu bleiben und keinesfalls
Gottesdienste in anderen Orten oder Bundesländern zu besuchen.
7) In dieser Zeit der besonderen Herausforderungen werden die Kirchen für das
private Gebet weiterhin offen stehen.
8) Ab Montag, 16. März bis Ostern 2020 werden sämtliche nicht-liturgische
Veranstaltungen wie Vorträge, Jugendtreffen, Konzerte und ähnliches abgesagt
oder verschoben.
9) Weiters werden ab Montag, 16. März 2020, sämtliche Gottesdienste, außer den
Göttlichen Liturgien, wie Akathiste, Morgengebete, Apodeipnon und Vespern
weiterhin stattfinden, allerdings in geschlossenem Rahmen ohne physische
Anwesenheit des Kirchenvolkes, von den Priestern und Kirchensängern
gefeiert.
10) Die Göttlichen Liturgien werden im kleinen Rahmen und unter Beachtung aller
empfohlenen Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen gefeiert.
Gleichzeitig werden alle Menschen, die Krankheitssymptome zeigen oder sich
nicht wohl fühlen, aufgefordert, die Gottesdienste auf keinen Fall zu besuchen.
Personen in den Risikogruppen (siehe Punkt 4) wird ebenfalls nachdrücklich
nahegelegt, in den nächsten Wochen auf einen Gottesdienstbesuch zu
verzichten.
11) Taufen und Hochzeiten werden ab Montag, 16. März 2020, bis Ostern 2020
ausgesetzt oder verschoben. Beerdigungen werden selbstverständlich
durchgeführt, wobei darum gebeten wird, die Trauergesellschaft auf den
engsten Familienkreis zu begrenzen und auf eine anschließende Familienfeier
zu verzichten.
12) Die Priester der orthodoxen Kirchen stehen unseren Gläubigen jederzeit
pastoral zur Verfügung und können wie gewohnt telefonisch kontaktiert
werden.
Wir werden die Situation weiter beobachten und gegebenenfalls weitere Maßnahmen
ergreifen.
Wir beten, dass Gott der Herr allen Menschen in Österreich beistehe, die Gesunden
und insbesondere diejenigen, die in der Versorgung der Kranken aktiv sind, schütze
und die Kranken heile.